Der komplette Guide zum Backcountry-Skifahren in Norwegen

In den letzten paar Jahren ist Backcountry-Riden und Tourengehen in Norwegen immer beliebter geworden. Das ist kaum überraschend. In Norwegen gibt es einige der spektakulärsten Berge Europas und während das Land selbst leicht zugänglich ist und man leicht von A nach B kommt, sind die Berge selbst oft wild und abgelegen.

In vielerlei Hinsicht erinnert Norwegen oftmals mehr an BC oder Alaska als an die Alpen.

Wenn man an Norwegen denkt, schießen einem wohl automatisch Ziele wie Lyngen und Lofoten als aller erstes in den Kopf. Sie sind beide ausgezeichnete Skigebiete zum Backcountry-Riden. Norwegen hat jedoch noch viele weitere großartige Tourengebiete, egal ob Ski oder Splitboard.

Hier ist ein kleiner Überblick über unsere Lieblingsspots.

Backcountry erkunden in den arktischen Gebieten Norwegens

Lyngen

Die naheliegendste Wahl für den ersten Trip (oder jeden Trip!) nach Norwegen. Die Lyngen-Halbinsel liegt innerhalb des Polarkreises, in der Nähe der Stadt Tromso.

Lyngen hat wahrscheinlich das abwechslungsreichste Terrain von allen Skigebieten in Norwegens. Hier gibt es steile Rinnen, große offene Flächen, schöne Spines und viel Gletschergebiete. Es gibt auch einige tolle Tree-Runs, für Tage an denen es etwas stürmischer ist. Du musst nur wissen, wo du suchen musst.

Mitte März bis Mitte April ist in Lyngen die Primetime. Die Tage werden länger und es gibt meist tollen Schnee. Aber auch der Mai ist noch eine gute Reisezeit, es ist fast 24 Stunden am Tag hell und unter der Mitternachtssonne zu shredden ist ein einmaliges Erlebnis.

Lyngen's Hotspot, wie fast überall im arktischen Norwegen, liegt in der Nähe des Ozeans und der Fjorde, die das Gebiet umgeben. Skifahren oder Snowboarden direkt über dem Meer auf wunderschönen Bergen ist wirklich kaum zu überbieten. Wenn dann noch die einzigartigen Lichtverhältnisse dazukommen, die du nur in der Arktis bekommst, hast du eine Szenerie, von der die meisten Leute nur träumen können.

Bootsreisen sind in Lyngen sehr beliebt, vor allem rund um die Inseln vor der nördlichen Halbinsel. Viele Spots sind generell nur mit dem Boot erreichbar. Das bedeutet, dass du Orte finden wirst, an denen Einsamkeit und unverspurte Hänge so gut wie garantiert sind.

Für die Nächte kannst du dir ein Haus oder eine Hütte anmieten. Oder aber, du mietest dir ein voll ausgestattetes Bergchalet inklusive Guide an. Allerdings benötigst du dafür etwas mehr Budget.

Lofoten

Der zweite große Name, wenn man an Skifahren in Norwegen denkt - die Lofoten. Sie sind nach Lyngen die beliebteste Wahl. Die Lofoten sind eine Gebirgskette, die sich über drei Inseln in den Atlantik erstrecken.

Noch in der Arktis, wenn auch etwas weiter südlich als Lyngen und Tromso, zeichnen sich die Lofoten durch steile und zerklüftete Berge aus, die von regelmäßigen atlantischen Stürmen heimgesucht werden.

Die Landschaft auf den Lofoten ist genauso wild und spektakulär wie Lyngen, vielleicht sogar noch etwas mehr. Die Bedingungen können jedoch variabler sein, da sich das Wetter in dieser Region so schnell ändern kann. Aber wenn die Sterne am Himmel leuchten und die Berge mit kaltem Pulver bedeckt sind, fällt mir ehrlich gesagt kein Ort auf der Welt ein, der einen spektakuläreren Anblick beim Tourengehen liefert, als die Lofoten.

Die Unterkunftsmöglichkeiten auf den Lofoten bestehen hauptsächlich aus Hütten oder Häusern - viele davon befinden sich direkt am Meer. Eine B&B-Unterkunft im Lodge-Stil ist ebenfalls möglich.

Die beste Zeit für die Lofoten ist von Mitte Februar bis Anfang April. Dann ist es, je nach Schneelage, oft möglich, direkt von der Straße oder von der Haustür aus eine Tour zu starten.

Ein (Miet-)Auto auf den Lofoten ist bestimmt keine schlechte Wahl, da es auf einem relativ kleinen Gebiet so viele Möglichkeiten gibt. Und du willst ja möglichst viele davon mitnehmen.

Finnmark

Finnmark erfreut sich immer größerer Beliebtheit, da immer mehr Rider über die üblichen Orte bei Tromso hinaussehen. Finnmark ist ein wilder, abgelegener Ort, der am besten mit dem Flugzeug (Flughafen in der Stadt Alta) zu erreichen ist.

Noch weiter nördlich als Lyngen und umgeben von Meeres- und Fjordeinbuchtungen ist es ein idealer Ort, um mit einem Boot zu traveln. Das Terrain ist ganz ähnlich wie in Lyngen, aber mit weniger Menschen. Große Faces, Tree-Runs, tiefe Fjorde, weite offene Powderfelder und im Moment zumindest kaum andere Rider. Check es aus, bevor es alle anderen tun!

Senja

Nördlich der Lofoten und westlich von Lyngen gelegen, bietet die Insel Senja eine unglaubliche arktische Küstenlandschaft, auf der du shredden kannst. Senja ist eine ziemlich große Insel (die zweitgrößte Norwegens), sodass es eine große Auswahl an Gebieten gibt, die du erkunden kannst.

Die ganze Ski-Infrastruktur ist hier (noch) etwas weniger entwickelt als in Lyngen oder auf den Lofoten. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, das alles auf Senja noch ein wenig wilder ist.

Skifahren und Segeln! Alle Bereiche mit dem Boot erreichen! Foto: Boreal Yachting

Wenn du hierher reisen willst, fliegst du entweder nach Narvik oder Tromso oder kommst gleich mit dem Boot, was eigentlich auch der einfachste Weg ist, um die besten Hänge zu shredden. Die Berge ragen um die 1000m Höhe empor und sind daher ideal für Tagestouren. Sie sind steil und zerklüftet, wobei viele der Abfahrten direkt am Meer enden.

Skitouren in Süd- und Westnorwegen

Sunnmore

Die Sunnmore Alps liegen direkt an der "Schulter" Norwegens, zwischen den Städten Alesund und Trondheim. Sie sind eine Reihe super steiler und zerklüfteter Hänge, deren Gipfel direkt aus den vielen Fjorden in der Gegend ragen.

Foto: Fjord Cruise Adventure

Die Touren in Sunnmore sind meist Routen, die auf 1000 Meter hinaufführen, oftmals beginnend auf der Höhe des Meeresspiegels. Diese Bergkette bekommt besonders viel Schnee ab.

Die Primetime für Powder-Addicts ist im Mittwinter und im Frühjahr. Vor allem nach Stürmen, die vom Meer kommen, gibt es hier reichlich frischen Dump! Obwohl das Gebiet viel weiter südlich liegt als die arktischen Skigebiete Norwegens, sind die Berge hier im Allgemeinen höher, sodass die Bedingungen oftmals bis weit in den Frühling hinein sehr gut sind.

Es gibt ein oder zwei kleine Resorts direkt in der Stadt, aber abgesehen davon ist die Gegend immer noch ziemlich roh und unerforscht. Es gibt ein paar moderne Lifte und ein tolles Gelände, besonders an einem Powderday. Sunnmore eignet sich sehr gut als Base, da du von hier aus in kurzer Zeit endlos viele Touren gehen kannst.

Sogndal

Am Ende des riesigen Sognefjords gelegen bleiben die Berge von Sogndal, im Vergleich zu anderen Resorts, oft unter dem Radar. Sogndal bietet große und sperrige Gipfel, die mit Faces und Graten nahezu übersät sind. Zudem gibt es in den niedrigeren Lagen erstaunlich gute Tree-Runs.

Sogndal hat nur eine Handvoll Schlepplifte, es ist aber ein wahnsinns Spot an Powderdays. Hier kannst du nach jeder Liftfahrt neue Spuren in den Pow ziehen. Du kannst aber auch eine kurze Tour zum Gipfel machen, um von dort aus die leicht zugänglichen Powderbowls zu shredden.

Diese Berge liegen direkt am westlichen Jetstream. Durch die regelmäßigen Stürme, die hier einziehen, und den zusätzlichen Feuchtigkeitsschub durch die umliegenden Fjorde, ist Sogndal oftmals die Gegend mit den stärksten Schneefällen in ganz Europa.

Jotunheimen

Jotunheimen ist nur wenige Autostunden von Oslo entfernt und ein beliebtes Gebiet für norwegische Skifahrer, besonders im Frühjahr! Im Nationalpark Jotunheimen findest du die höchsten Gipfel Norwegens und ein sehr umfangreiches Hüttensystem. Mehrtägige Touren wie in den Alpen sind daher extrem beliebt und die Region eignet sich auch perfekt für Camping in der Wildnis.

Als Inlandskette voller Gipfel bekommen die Jotunheimen Berge nicht die gleichen Mengen an Schnee ab, wie die Gipfel an der Küste. Die Temperaturen sind jedoch in der Regel niedriger, sodass die Powder-Conditions, bis weit in den Frühling und sogar in den Frühsommer hinein, sehr gut sein können.