Surfen & Kinder - Wie verträgt sich das?

Dass ich selber noch keine Kinder habe, liegt nicht daran, dass ich den Mann meiner Träume noch nicht gefunden habe. Selbst wenn ich „Herrn OMG-Please-Let-Me-Have-Your-Babies“ gefunden hätte, würde ich wahrscheinlich noch keine Kinder haben. Ich will erst noch besser surfen können, egal wie lange das dauert.

Schwangerschaft, Geburt, postnatale Genesung, all das bedeutet, dass ich mindestens ein Jahr nicht ins Wasser gehen kann (also zum Surfen). Denn wenn ich wirklich besser werden möchte, brauche ich diese Zeit!

Und selbst nach der ganzen Schwangerschaft, der Geburt, der Säuglingszeit (oder dem Adoptionsprozess, wenn das der gewählte Weg ist), gibt es das ganze Kindererziehungsding. Es ist eine große Verantwortung. Ich meine, ich will ja nicht dass die Frucht meiner Lenden der nächste... Donald Trump wird?!

Foto: Brytny

Sogar mein kinderloses Selbst kann die harte Arbeit sehen, die in die Erziehung junger Menschen investiert wird. Ist dir beim Fliegen jemals aufgefallen, dass die Fluggesellschaften Familien mit kleinen Kindern immer auffordern, zuerst ins Flugzeug zu steigen? Wie sehen diese Eltern für dich aus?

Ich sehe Mütter, die diese „Uniform“ tragen: ausgebeulte Sweatshirts, Turnschuhe, übergroße Pullover, die willkürlich um die Taille gebunden sind, 3 Wickeltaschen, übergroße und gefärbte T-Shirts schräg mit einem freiliegenden BH-Träger, fettige Haare, von denen das ein oder andere schon Grau ist. Die frisch gebackenen Väter sind nicht viel besser in Form. Mit ihren teils verwirrten, teils verängstigten, teils völlig erschöpften Blicken, die über ihre tiefen Augenringe hinausschauen, fangen die Haare ebenfalls an sich grau zu färben.

Foto: Paul Hanaoka

Ach quatsch… Ich mache nur Spaß.

Die Mutterrolle bei Surferinnen

Ich habe ehrlich gesagt den größten Respekt vor den Eltern und den Einsatz und das Opfer, das es erfordert, um gesunde, gewissenhafte, freundliche und motivierte Kinder großzuziehen.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Kinder will, aber ich will wirklich nicht zwischen Kindern und Surfen wählen müssen. Ich möchte definitiv nicht versuchen, beides gleichzeitig zu tun und am Ende eine schlechte Mutter sein - oder schlimmer noch, ein beschissener Surfer (wieder nur Spaß).

Foto: Filios Sazeides

Ich kann auch die Realität nicht ignorieren, dass Frauen in heteronormativen Beziehungen typischerweise die Hauptlast der Haushalts- und Kindererziehung tragen. Ich denke, dass sich die Dinge an dieser Front ändern, und es gibt mehr Bewusstsein für die körperliche, geistige, emotionale und zeitliche Belastung, die den Frauen überproportional zugerechnet wird.

Aber es ändert sich nicht schnell genug für meinen Geschmack und das bedeutet, dass Frauen viel mehr von sich selbst aufgeben, wenn sie Kinder haben, als die meisten Männer. Wie Ali Wong kürzlich bemerkte, werden erfolgreiche Frauen immer gefragt, "wie man Familie und Beruf vereinbaren kann", aber Männer werden nie gefragt.

Und wenn man die Männer fragen würde, wäre die ehrliche Antwort meist, dass die Erziehung ihre Frau übernimmt (zum Großteil). Es ist durchaus akzeptabel für Männer, <10% ihrer Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. In der Surfwelt ist der Status Quo aktuell folgender: Wenn ein Mann seine Surf-Session verkürzt, um zusätzliche 15 Minuten mit seinem Kind zu verbringen, ist er ein großartiger Vater. Wenn eine Frau ihr Kind (mit Papa oder Nanny) für ein paar Stunden zurücklässt und selbst surfen zu gehen, gilt sie gleich als eine schlechte Mutter.

Aber auch hier ändern sich die Dinge (wenn auch nur langsam - aber ich bin dankbar dafür). Denn ehrlich gesagt, schmerzt diese Ungerechtigkeit. Nicht nur, dass ich mein Surfen (bis zu einem gewissen Grad) aufgeben müsste, sondern auch der Gedanke, es mehr aufzugeben, als mein Partner!? Nein, danke.

Foto: Aloita Resort & Spa, Mentawais

Die ideale Partnerschaft bei Surfern

Mein Ziel ist es, Kinder in einer Partnerschaft zu haben, die sich dem Status quo widersetzt, wie die egalitären Beziehungen, die sich einige meiner Freunde aufbauen.

Eine Reihe meiner Surferfreunde und deren Ehemänner wechseln sich auf Surftrips ab. Er wird zum Beispiel für ein paar Wochen auf den Malediven auf einen Boattrip gehen, während sie mit den Kindern zu Hause bleibt. Dann ein paar Monate später geht sie auf die Mentawais und er kümmert sich um die Kids.

Ein Surferpaar, mit dem ich befreundet bin, wechseln sich im Stundentakt ab. Eine Stunde Surf - eine Stunde babysitten. Ich habe gerade ein Video von einer Freundin gesehen, die ihre Surfmoves auf einem Skateboard übt, während ihre Tochter "coole Moves" ihrer Mutter zuruft und "das war sweet" schreit. Klar dass da mein Herz (und meine Eierstöcke) dahin schmilzen und ich mir denke "ahhh ich will auch Kinder“!

Kinder zu haben, ist nicht Stress und die große Verantwortung, deinen Nachwuchs davon abzuhalten, ein psychotisch Wahnsinniger zu werden. Eine Familie zu haben bedeutet auch, die Freuden des Lebens mit deinen Kindern zu teilen.

Die Kinder einfach mitnehmen

Eines meiner Lieblings-Surfvideos ist von Cory Lopez, der mit seiner Tochter surft. Beide haben so viel Spaß, und ihr gemeinsames Surf-Erlebnis ist großartig, sowohl aus familiärer als auch aus feministischer Sicht. Dieses kleine Mädchen wird hoffentlich erwachsen werden und ihre eigenen Interessen verfolgen und vertreten. Auch wenn sie irgendwann eine eigene Familie hat, denn sie hat es von ihren Eltern vorgelebt bekommen und wird dies hoffentlich an die nächste Generation weitergeben.

Also, vielleicht muss ich mich nicht entscheiden. Sicher, ich werde meine Kleinen nicht in riesige Barrels pushen... sofern meine Surfskills mich überhaupt dorthin bringen! Aber ich könnte sie zu verschiedenen Orten in Indo oder Costa Rica bringen, wo es Wellen mit kilometerlangem Weißwasser und sanfte Peaks gibt, die perfekt für Mini-Shredder sind.

Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass die Balinesen von Kindern besessen sind, und die Surflehrer hier reservieren ihr breitestes und schönstes Lächeln für ihre kleinsten Kunden. Weltklasse-Surfdestinationen wie Fidschi, die Malediven und Portugal bieten auch kinderfreundliche Wellen und Resorts mit Tagescamps und Kinderaktivitäten, sodass du mit deinem Partner etwas "gute Zeit" beim Surfen verbringen kannst - wenn das euer Ding ist.

Foto: Nikola Radojcic

Nochmal zurück zu der Familie mit kleinen Kindern, die zuerst ins Flugzeug steigt. Dieses Bild macht mich nicht mehr verrückt, wenn ich mir vorstelle, dass mir auf der anderen Seite dieses Fluges mein Partner helfen wird, Kinder und Boardtaschen zu tragen.

Wir werden stundenlang unendlich viel Spaß damit haben, die Kinder in kleine schäumende Weißwasserwellen zu pushen und ich werde an meinen Surfskills in größeren Wellen arbeiten. Immer mit dem Wissen, das meine Kids in besten Händen sind und sie mir zujubeln, wenn ich aus der Barrel rauskomme. Das ist nicht nur machbar, das ist etwas, worauf ich mich verdammt nochmal freue!